Insel-Klassik auf der Reichenau
Fr, 29. Juni 2018, 20.00 Uhr
REICHENAU / BODENSEE, Münster St. Maria und Markus, Mittelzell, Münsterplatz
Eintrittskarten ab 29 € (Ermäßigungen möglich)
Interpreten
Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim - in sinfonischer Besetzung
Douglas Bostock
Leitung
Douglas Bostock, Leitung
Douglas Bostock wirkt seit Beginn der Konzertsaison 2019/20 als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim. Zuvor war er von 2001 bis 2019 Chefdirigent und ist nun Ehrendirigent des Schweizer Sinfonieorchesters Argovia Philharmonic, das er mit frischen Konzepten und innovativen Formaten künstlerisch erfolgreich in der Orchesterlandschaft positioniert hat. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren u. a. die Karlsbader Symphoniker, die Tschechische Kammerphilharmonie, die Münchner Symphoniker und das Tokyo Kosei Wind Orchestra. Sein breites Repertoire umfasst Werke aus allen Epochen einschließlich einer Vielzahl selten aufgeführter Werke, zeitgenössische Musik und Opern. Sein Temperament, sein unverkennbarer Stil und sein Kommunikationstalent führten ihn als Gast zu bedeutenden Orchestern in Europa, Amerika und Asien, darunter die Orchester der BBC, das London Philharmonic Orchestra, das Radio-Symphonie-Orchester Prag, das National Orchestra Washington, das Mexikanische Staatsorchester und das New Japan Philharmonic Orchestra.
Beinahe 100 CD-Aufnahmen dokumentieren das künstlerische Profil und das vielseitige Repertoire von Douglas Bostock. Als Gastprofessor, u.a. in Tokyo, widmet er sich auch der Arbeit mit jungen Musikern und leitet Kurse und Meisterklassen für Dirigenten. Mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim hatte er seit 2013 bereits mehrfach als Gastdirigent zusammengearbeitet und prägt und entwickelt nun als Künstlerischer Leiter Klang, Stilistik und Programmatik dieses ebenso traditionsreichen wie innovativen Ensembles weiter.
Programm
Gioachino Rossini (1792 - 1868)
Sinfonia "La scala di seta"
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Symphonie Nr. 35 "Haffner" D Dur KV 385
Franz Schubert (1797 - 1828)
Ouvertüre im Italienischen Stil C Dur D 591
Ludwig van Beethoven (1770 - 1827)
Ouvertüre "Coriolan" Op. 62
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847)
Symphonie Nr. 4 A Dur "Italienische" Op. 90
Blick in den Süden
Der Süden und in erster Linie Italien war schon immerAnziehungspunkt und Ziel der Sehnsucht für Künstler aus Nord- und Mitteleuropa. Johann Wolfgang vonGoethe bereiste Italien 1786-88 und fasste seine Eindrücke in einemReisebericht “Italienische Reise” zusammen. Händel, Mozart, Mendelssohn undviele andere Komponisten – alle konnten sich dem Bann des Südens nichtentziehen und verbrachten einige Zeit in Italien.
Der Wiener Franz Schubert war zwar nie im südlichenNachbarland, komponierte aber 1816 zwei Ouvertüren “im italienischen Stil”, diebreite Beachtung sowie die Anerkennung der Wiener Musikkritiker fanden. DerStil der beiden Ouvertüren, vor allem die hellen Holzbläserfarben, orientiert sich an italienischen Vorbildern. Beethoven schrieb 1807 seine Ouvertüre zu“Coriolan” als Schauspielouvertüre zum gleichnamigen Drama von Collin. Der dunkle Ton der Musik widerspiegelt die Handlung um den römischen PatrizierCoriolanus, die schließlich in seinem Selbstmord endet.
1830 brach Mendelssohn zu einer Bildungsreise nach Italien auf, die knapp zwei Jahre dauern sollte. Unter den vielfältigen Eindrücken begann er eine Symphonie, die „Italienische“, zu konzipieren, die er dann 1833 in Berlin vollendete. Die Uraufführung im gleichen Jahr in der LondonPhilharmonic Society unter Leitung des Komponisten geriet zu einem glänzendenErfolg. Mendelssohn beschrieb selbst die Symphonie: „das lustigste Stück, das ichje gemacht habe“. Vor allem in den Ecksätzen strahlt ein leichter, südländischerCharakter durch.
Der junge Mozart unternahm 1769-73 mit seinem Vater insgesamt drei ausgedehnte Reisen nach Italien, die seine musikalische Sprache wesentlich prägen sollten. Die “Haffner”-Symphonie entstand zwar erst 1782 in Salzburg, weist aber durchaus die Brillanz und Leichtigkeit des italienischen Stils auf. Die Musik war in der ursprünglichen Form eine Serenade für die befreundete Haffner Familie, die die früheren Italienreisen finanziert hatte. Bei der Uraufführung in Wien wurden zu Beginn des Konzerts die ersten drei Sätze gespielt, das Finale erst nach vielen anderen Werken am Ende.
Das Programm wird mit Musik aus Italien eröffnet. “La scala di seta” (Die seidene Leiter) ist eine “farsa comica” in einem Akt, dieRossini 1812 (also zwischen den Ouvertüren von Beethoven und Schubert) für das Theater in Venedig komponierte. Die Sinfonia (italienische Bezeichnung fürOuvertüre) beginnt mit einer langsamen Einleitung, auf die ein für Rossini typischer schneller Hauptteil folgt. Den Bläsersolisten wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet, was Schubert in seinen Ouvertüren “im Italienischen Stil” eindeutig beeinflusste.