Wolfgang Meyer, Klarinette

Vladislav Czarnecki, Leitung

Vladislav Czarnecki (mitte) und seine Nachfolger als Chefdirigent Sebastian Tewinkel (links) und Timo Handschuh (Foto: Simon Dolacek)

Guten Morgen Österreich

Programm

Johann Melchior Molter (1696-1765)

Konzert für Klarinette, Streichorchester und Cembalo Nr. 2 D-Dur: Allegro

 

In memoriam Wolfgang Meyer

Von Isabelle Steppeler in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 18.03.2019

Vier Jahre lang kämpfte Wolfgang Meyer gegen seine Krankheit, Musik hielt ihn am Leben. Nun ist der Klarinettist und Bruder der weltberühmten Klarinettistin Sabine Meyer im Alter von 64 Jahren gestorben. Von 1989 bis 2016 lehrte Meyer als Professor an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, in den Jahren 2001 bis 2007 war er deren Rektor.

Die Schlagzeile war nicht nur ein Wunsch, sie war kennzeichnend für einen harten Kampf, den der Tod nun gewonnen haben mag. Aber die Musik, sie war stärker – vier harte Jahre lang: „Auf bald, Wolfgang Meyer!“ hieß es auf den Kulturseiten dieser Zeitung noch vor fast genau zwei Jahren. Mitte März 2017 hatte der Klarinettist Wolfgang Meyer ein bewegendes Konzert an einem für ihn sehr wichtigen Ort mit einem für ihn sehr wichtigen Weggefährten gegeben: Er spielte mit Peter Lehel in der Hemingway Lounge in Karlsruhe, die Meyer zu einem Ort der Musik mit stets neuen Begegnungen etabliert hatte.

Klassik traf Jazz. Wie immer, wenn Meyer und der Jazz-Saxofonist gemeinsam aufs Podium traten. Sechs Alben haben die beiden zusammen eingespielt. An diesem Abend mit südamerikanischer Musik in erlesenen Arrangements von Lehel stimmte Meyer eines seiner Lieblingsstücke an. Astor Piazollas „Oblivion“. Von „Vergessenheit“ kann jedoch keine Rede sein. Es war ein bewegender Moment und ein weiteres Konzert, in dem zu fürchten war, man hört diesen begnadeten Klarinettisten zum letzten Mal. Doch er sollte noch viele weitere Male sein vermeintlich letztes Konzert geben. Wolfgang Meyer hat bis zuletzt gekämpft gegen den Krebs. „Nie mit Klage, dafür mit großer Würde“, schreibt Lehel in Erinnerung an seinen musikalischen Partner. Meyer machte weiter, war auf Konzertreisen, hat sich sein Wichtigstes nicht nehmen lassen: den Atem für sein Instrument. In einem Jazzclub in Mannheim, im „Ella & Louis“, schließlich konzertierte er am 7. Februar ein letztes Mal – wieder mit Lehel. Am Sonntag ist Wolfgang Meyer zuhause im Kreise der Familie verstorben.

Der Klarinettist hinterlässt nicht nur eine trauernde Familie, sondern eine Gemeinde an ehemaligen Schülerinnen und Schülern und nicht zuletzt rund 600 Musikliebhaber, die Mitglieder sind in dem vor zehn Jahren gegründeten Verein „KlangKunst in der Hemingway Lounge e. V.“. Was ihn selbst ein Leben lang trug, wollte er dort fördern: die Musik, das Konzert. Und zwar in vielen Stilrichtungen. Denn auch wenn Meyer selbst auf den wichtigsten Bühnen der Klassik zuhause war, so hat er „gleichzeitig uns Jazzmusikern eine ehrliche und aufrichtige Wertschätzung entgegen gebracht. Das hat sehr gut getan und uns immer bestärkt“, so Lehel.

Geboren wurde Wolfgang Meyer am 13. August 1954 als Sohn eines Musiklehrers, Dirigenten und Organisten in Crailsheim. Elf Instrumente hat der Vater gespielt, die Klarinette aber schien Berufung zu sein – nicht nur für Wolfgang Meyer, auch für seine Schwester Sabine Meyer , die heute weltberühmt ist und den Beinamen „primadonna assoluta“ trägt. Meyer hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihr und sie standen bis zuletzt regelmäßig zusammen auf dem Podium – sei es mit dem Gewandhausorchester , sei es mit dem Trio di Clarone , sei es auf dem Meer bei Musikkreuzfahrten. „Sie waren ein Herz und eine Seele“, sagt Ullrich Eidenmüller, der den Vorsitz der Hemingway Lounge von Meyer vor drei Jahren übernahm.

Studiert hat Meyer bei Otto Hermann in Stuttgart und Hans Deinzer in Hannover. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, etwa 1975 den ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb in München mit dem Syrinx Quintett. Von 1989 bis 2016 lehrte Meyer als Professor an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, in den Jahren 2001 bis 2007 war er deren Rektor. Als Solist setzte er sich insbesondere für zeitgenössische Werke ein und spielte etliche Uraufführungen. Zahlreiche Schallplatten- und CD-Aufnahmen bei EMI, Amati, Beyer Records und harmonia mundi france dokumentieren sein großes Kammermusik-Repertoire bis hin zu Aufnahmen auf historischen Instrumenten.

Die Leidenschaft für das Klarinettenspiel gab er seinem Sohn weiter wie auch vielen Schülerinnen und Schülern. „Seine Kraft und Freude an der Musik bleiben bei uns und stärken uns“, sagt Eidenmüller. Wolfgang Meyer hat sein Leben verhaucht, aber sein Atem, den er durch mitunter Jahrhunderte alte Klarinetten blies, war lang. Sein musikalisches Vermächtnis klingt weiter.

 
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