Guten Morgen, Österreich
Fr, 9. Oktober 2020, 05:03 Uhr
ÖSTERREICHISCHER RUNDFUNK - OE1
Interpreten
Anatol Ugorski
Klavier
Dina Ugorskaja
Klavier
Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim
Vladislav Czarnecki
Leitung
Anatol Ugorski, Klavier
Anatol Ugorski wurde 1942 in Sibirien geboren. Seine musikalische Ausbildung genoss er am St. Petersburger Konservatorium. Nicht die politische und wirtschaftliche Misere haben ihn 1990 zur Auswanderung nach Berlin bewogen, sondern die Tatsache, dass in der ehemaligen Sowjetunion die Juden für die schlimme Lage verantwortlich gemacht wurden. Hinzu kam die Diffamierung wegen seines Einsatzes für die westliche Musik und besonders für die Musik des 20. Jahrhunderts: Er wurde “tendenziöser Konzerttätigkeit” beschuldigt und zu untergeordneten Diensten in die Provinz abgeschoben. Liedbegleitung in Pionierlagern, Schulen und Kindergärten - “nutzlos, talentverschwendend für einen Künstler”. Manchmal durfte er “riesige Stücke” wie Bachs Goldberg-Variationen, sein Wohltemperiertes Klavier oder Beethovens Diabelli-Variationen in “gottvergessenen Orten” spielen. Schließlich “packte ich 11 Koffer und bin ausgereist”.
Am 14. März 1992 gab Ugorski sein Italiendebüt im vollbesetzten Mailänder Konservatorium. 2.500 begeisterte Zuhörer, darunter der italienische Kulturminister, feierten das “Genie Ugorski” (Il Giorno) enthusiastisch, Kritiker verglichen ihn mit den größten Meistern des Klaviers. Kurz darauf folgten Schlag auf Schlag nicht minder aufregende Ugorski-Debüts in der Münchner Philharmonie, bei den Salzburger Festspielen und dem französischen Pianistenfestival La Roque d'Anthéron. Bald konzertierte er in allen wichtigen Musikmetropolen der Welt, u.a. Leipzig, Berlin, Zürich, Wien, Mailand, Brüssel, in den USA, Australien, Japan und dem Fernen Osten, u.a. mit so angesehenen Orchestern wie der Deutschen Staatsoper Berlin, dem Sinfonieorchester des WDR, derTschechischen Philharmonie, dem Concertgebouworkest Amsterdam, Chicago Symphony (Pierre Boulez), Tokyo Philharmonic (Gerard Schwarz) und dem Kirov Orchester des Mariinsky-Theaters. Daneben war Anatol Ugorski Professor an der Musikhochschule Detmold.
Dina Ugorskaja, Klavier
Dina Ugorskaja, 1973 im damaligen Leningrad als Tochter einer Künstlerfamilie jüdischer Herkunft geboren, erfuhr bereits seit frühester Kindheit eine starke musikalische Prägung: Bei ihrem Vater, dem berühmten Pianisten Anatol Ugorski, erhielt sie ihren ersten und entscheidenden Klavierunterricht. 1990 flüchtete die in der ehemaligen Sowjetunion antisemitischen Bedrohungen ausgesetzte Familie nach Berlin, wo Dina Ugorskaja an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ bei Galina Iwanzowa und anschließend in Detmold bei der einstigen Serkin-Schülerin Nerine Barrett studierte und das Konzertexamen ablegte.
Konzertengagements führten Dina Ugorskaja u.a. zu den Schwetzinger Festspielen, dem Festival de Musique Dijon und der Schubertiade Feldkirch, in das Leipziger Gewandhaus, das Konzerthaus Berlin, das Beethovenhaus Bonn, in die Kölner Philharmonie, zu Radio France Musique in Paris und in die Sala Verdi in Mailand. Sie musizierte dabei u.a. mit dem MDR-Sinfonieorchester Leipzig, dem Staatlichen Sinfonieorchester St. Petersburg, dem Philharmonischen Orchester Lemberg/Ukraine, den Brandenburger Symphonikern, dem Dogma Chamber Orchester und dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Wladimir Jurowski und Peter Gülke zusammen, zu ihren Kammermusikpartnern zählen u.a. das Auryn-Quartett, Sergio Azzolini und Natalia Prishepenko.
Zu Dina Ugorskajas CD-Einspielungen zählen das 1. Klavierkonzert von Beethoven in der Lachner-Fassung und die Doppelkonzerte von Bach und Mozart zusammen Anatol Ugorski und dem Südwestdeutschen Kammerorchester sowie die Gesamtaufnahme von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“. Seit Oktober 2016 hat sie eine Klavierprofessur an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien inne.
Vladislav Czarnecki, Leitung
Von 1986 bis 2002 war Vladislav Czarnecki (1937-2023) Künstlerischer Leiter des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim. Internationale Tourneen und mehr als 40 CD-Einspielungen, darunter zahlreiche Erstaufnahmen, zeugen von einer fruchtbaren Zusammenarbeit und belegen zugleich seine Vielseitigkeit und sein weitgespanntes Repertoire. Als Gastdirigent leitete er u.a. die Bamberger Syphoniker, das Radio-Symphonieorchester Lugano, das Orchestre de Chambre de Lausanne, die Mährische Philharmonie Olomouc, die Danziger Philharmonie und das Philharmonische Orchester Seoul.
Programm
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Konzert für zwei Klaviere und Orchester in Es-Dur KV 365: III. Rondo
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