Vladislav Czarnecki, Leitung

Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, Foto: Regine Landauer

Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim (Foto: Regine Landauer)

Auftakt – Klassik am frühen Morgen

Programm

Bernhard Henrik Crusell (1775-1838)

Divertimento für Oboe und Orchester C-Dur op. 9

 

Einigermaßen märchenhaft liest sich Bernhard Henrik Crusells Lebensgeschichte, der es vom chancenlosen Sohn eines armen Buchbinders zu einem der gefeiertsten Klarinettenvirtuosen Europas und zum intellektuell höchst anerkannten Literaten und mehrfach ausgezeichneten Ordensträger brachte. Geboren in Finnland, erhielt Crusell seinen ersten Klarinettenunterricht beim Klarinettisten der Regimentskapelle von Nyland. Sein Talent für dieses Instrument muss schon in diesem bescheidenen Rahmen einigermaßen aufgefallen sein, denn bereits mit dreizehn Jahren wurde er in die Militärkapelle von Sveaborg bei Helsinki aufgenommen wurde und 1791 als Regimentsklarinettist nach Stockholm verlegt. 1793, also mit 18 Jahren, wurde er schließlich Mitglied im Stockholmer Hoforchester, eine Position, die er vierzig Jahre lang innehaben sollte. Intelligent, hochbegabt und wissbegierig wie Crusell war, nahm er jede Gelegenheit wahr, sich weiterzubilden. Seine Experimente mit den Spielmöglichkeiten der Klarinette ließen ihn zu einem Vorreiter eines neuen Umgangs mit diesem Instrument im 19. Jahrhundert werden.

Neben seiner Tätigkeit als Spieler, Lehrer, Übersetzer und Leiter verschiedener Militärkapellen – sicher eine freiwillige Reverenz an seine eigenen Anfänge – verwandte Crusell nicht wenig Zeit auf das Komponieren. „Sein“ Instrument, die Klarinette, stand dabei freilich nicht selten im Mittelpunkt, aber er schuf auch eine Oper („Lilla slavinnan“), die mit großem Erfolg über Jahre auf Schwedens Bühnen zuhause war, verschiedene Chorlieder und viel gemischte Kammer- und Orchestermusik.

Sein Divertimento op. 9 für Oboe und Streichorchester entstand 1823 und erschien im heute noch bestehenden Peters-Verlag Leipzig, bei dem Crusell seit 1811 als Hauskomponist verlegt wurde. Der Anlass für diese Komposition, in der ausnahmsweise nicht die Klarinette, sondern die Oboe die Hauptrolle spielt, dürfte in der Konzertreihe begründet liegen, die er mit (Bläser-)Kollegen der Stockholmer Hofkapelle ins Leben gerufen hatte und für die er nun nicht selten Werke für die jeweiligen Instrumente komponierte. Vielseitigkeit im Ausdruck – hält man die überschäumenden Ecksätze dem melancholisch-ausdrucksvollen Andante gegenüber, klare Formprinzipien sowie ein einfallsreicher Umgang mit dem jeweiligen thematischem Material zeichnen dieses Werk aus, das trotz seines in die „gehobene Unterhaltungsmusik“ zielenden Titels eher in die Richtung einer klassisch-zyklischen Sinfonietta weist.

Ruth M. Seiler

 

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AUFTAKT: Klassik am frühen Morgen – die Sendung aus dem Studio Franken für Frühaufsteher am Wochenende: samstags, sonntags und feiertags ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK 

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