Andrea Bocelli, Tenor

Andrea Bocelli, Tenor

Vita

„Ich glaube nicht, dass man sich aussuchen kann, ein Sänger zu werden. Du merkst an den Reaktionen deiner Umwelt, ob du dazu geboren bist.“ Andrea Bocelli musste lernen, mit zweierlei Gaben umzugehen. Beide verlangten ihm alles ab. Sein Timbre, einzigartig wie eine Unterschrift, vollmundig wie kraftvoll und mit einer Bandbreite vom lieblichen Belcanto bis zum feurigen Verismo, das ihm ein Repertoire von Sakralmusik bis hin zu populären Balladen eingibt, ist die eine Gabe.

Die zweite ist komplizierter: Das Schicksal wollte es so, dass Andrea Bocelli in jungen Jahren sein Augenlicht verlor, doch mit dem Verlust ging auch eine Fähigkeit einher. Denn diese Entbehrung war es, die seine außergewöhnliche und einzigartige Empfindsamkeit prägte, mit der er Grenzen verschiebt und überschreitet. Diese Empfindsamkeit ist es, die seinen Interpretationen das gewisse Etwas verleiht und sein Gespür für die feinen Nuancen des musikalischen Ausdrucks schärft.

Wie vor ihm Puccini und Mascagni ist auch Andrea Bocelli Toskaner. Er erblickt das Licht der Welt am 22. September 1958 auf dem Familienhof in Lajatico, der in den Weinbergen des Pisaer Region gelegen ist. Dank gebührt seinen Eltern, die den jungen Andrea darin bestärkten, sein musikalisches Talent zu erproben, als sie ihm im Alter von gerade einmal sechs Jahren dazu ermutigen, das Klavierspiel zu erlernen. Später entdeckte er seine Leidenschaft für Flöte und Saxophon, aber es war seine Stimme, in der Andrea sein ideales Instrument fand. Das war der Anfang eines Bildungswegs, der einst den Star Bocelli hervorbringen sollte – „einen modernen und doch klassischen Tenor“ (wie er sich selbst auch gerne bezeichnet).

Zunächst nahm er Gesangsunterricht bei Maestro Luciano Bettarini. 1970 feierte er seinen ersten Erfolg in einem Gesangswettbewerb mit einer Interpretation von „O sole mio“. Schließlich wandte sich Bocelli an Franco Corelli, einen Künstler, den er schon immer verehrt hatte. Um den Unterricht bei seinem großen Vorbild bezahlen zu können, arbeitete Andrea als Barpianist. Zugleich begann er sich für die Geisteswissenschaften zu interessieren und machte seinen Abschluss in Rechtswissenschaften an der Universität von Pisa. Seine ersten Erfolge in der Welt des Pop verdankt er Caterina Caselli, die ihn entdeckte und ihm einen Vertrag bei ihrem Plattenlabel „Sugar“ anbot.

Zur gleichen Zeit gab Bocelli auch auf der Opernbühne sein Debüt. In der Rolle des Macduff überzeugte er in Verdis Macbeth unter der Regie von Claudio Desderi. Am darauffolgenden Weihnachtsfest lud man Andrea in den Petersdom ein, um das Adeste Fideles in Anwesenheit des Papstes zu singen. Für Bocelli bedeutete das: nie wieder Gerichtssäle oder Bar-Klaviere. Dies war der Beginn eines kometenhaften Aufstiegs. Andrea Bocelli hatte die Bühne für sich entdeckt. Genauer gesagt: Die Bühne hatte ihn entdeckt und würde ihn nie wieder freigeben.

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